Die Folgen von Degewos Straffreiheit

September 28, 2023
degewo straffreiheit folgen

Die Degewo genießt eine Art Immunität und scheint außerhalb unserer regelbasierten Gesellschaft zu agieren. Obwohl die Degewo über Jahrzehnte grob fahrlässig handelte und viele Mieter der schrecklichen Asbestgefahr aussetzte, blieb sie bisher weitgehend unbehelligt.

Staatsanwälte wie Stefan Heisig oder Staatsanwältin Falkenstein blieben tatenlos, Dr. Rainer Frank (Degewo Ombudsmann) hat sich bisher nicht gemeldet, während Richter sich von den manipulativen Argumenten überbezahlter Star-Anwälte täuschen ließen. Mietminderungen müssen vor Gericht erstritten werden. Die Degewo verhält sich gegenüber ihren Mietern oftmals:

Alexander Solschenizyn beschreibt in seinem Buch "Archipel Gulag" die Folgen von Straffreiheit

"Die Vorstellung von der Gerechtigkeit setzt sich bei den Menschen von alters her aus zwei Hälften zusammen: Die Tugend triumphiert, das Laster wird bestraft. Wir hatten das Glück, die Zeit zu erleben, da die Tugend zwar nicht triumphierte, aber doch auch nicht immer mit Hunden gehetzt wird. Die Tugend, die geschundene, sieche, darf eintreten heute in ihrem Bettelkleid, in einem Winkel hocken, bloß nicht aufmucken.

Doch wehe dem, der über das Laster ein Wort verliert. Ja, die Tugend wurde mit Füßen getreten, aber das Laster - war nicht dabei! Ja, Millionen, einige, mehrere, wurden in den Abgrund gefegt, aber schuld daran - war niemand. Und jeder bängliche Anlauf: "Was ist aber mit denen, die..." stößt allseits auf Vorwurf, fürs erste noch wohlwollend: "Was denn, Genosse!" Wozu denn die alten Wunden aufreißen?" Später auch mit erhobenem Holzhammer: "Kusch, ihr Überleber! Das hat man von der Rehabilitiererei!"

Und dann hört man aus Westdeutschland, daß dort bis 1966 86.000 Naziverbrecher verurteilt wurden - und wir trumpfen auf, wir geizen nicht mit Zeitungsspalten und Hörfunkstunden, wir brennen darauf, auch noch nach der Arbeit zu einer Kundgebung zu eilen und zu fordern wie ein Mann: "Auch 86.000 sind zuwenig! Auch zwanzig Jahre sind zuwenig. Weitermachen!"

Bei uns aber stand (nach Berichten des Militärgremiums beim Obersten Gericht) ein KNAPPES DUTZEND vor Gericht.
Was hinter der Oder und dem Reihn geschieht, das bekümmert uns sehr. Aber das Hiesige hinter den grünen Zäunen bei Moskau und bei Sotschi, aber das Hiesige, das die Mörder unserer Männer und Väter auf unseren Straßen fahren und wir ihnen den Weg freigeben - das kümmert uns nicht, das rührt uns nicht an, das heißt "im Vergangenen wühlen".

Will man indessen die 86.000 aus Westdeutschland auf unsere Relationen übertragen, dann ergäbe dies für unser Land eine VIERTELMILLION!

Doch auch in einem Vierteljahrhundert haben wir niemanden von ihnen gefunden, haben niemanden von ihnen vors Gericht zitiert, haben Angst, ihre Wunden aufzureißen. Und als Symbol ihrer aller wohnt in der Granowskistraße 3, der selbstgefällige, bornierte, vom Kopf bis Fuß von unserem Blut durchtränkte Molotow und wandert gemessenen Schritts, bis heute von nichts überzeugt, zu der am Straßenrand wartenden Luxuslimousine.

Ein Rätsl ist's,  nicht für uns Zeitgenossen zu lösen: Weswegen ist es Deutschland gegeben, seine Mörder zu strafen, und Rußland nicht? Welch verhängnisvoller Weg steht uns bevor, wenn es uns nicht gegeben ist, die giftige Fäulnis aus unserem Leib zu schneiden? Was soll dann die Welt von Rußland lernen? In den deutschen Gerichtsprozessen geschieht dann und wann etwas Wunderbares: Der Angeklagte faßt sich an den Kopf, schlägt die Verteidigung aus und will das Gericht um nichts mehr bitten. Der Reigen seiner Verbrechen, den sie aus der Vergangenheit herbeizitiert und ihm von neuem vorgeführt haben, erfülle ihn mit Abscheu, sagt er, und darum wolle er nicht länger leben.

Es ist das Höchste, was das Gericht erreichen kann: wenn das Laster so gründlich verurteilt ist, daß auch der Verbrecher davor zurückschreckt. Ein Land, das das Laster sechsundachtzigtausendmal durch seine Richter verurteilen ließ (und es in der Literatur und unter der Jugend endgültig verurteilt hat), wird Jahr um Jahr, Stufe um Stufe von ihm gereinigt. Und was bleibt uns?... Irgendwann werden unsere Nachfahren manche aus unserer Generation als Generation von Schlappschwänzen bezeichnen. Zuerst ließen wir uns wie Lämmer zu Millionen mißhandeln, dann hegten und pflegten wir die Mörder bis in ihr glückliches Alter.

Was tun, wenn für sie die große Tradition des russischen Büßens unverständlich und lächerlich ist? Was tun, wenn die tierische Angst, auch nur ein Hundertstel von dem erdulden zu müssen, was sie anderen angetan, in ihnen jeden Hang zur Gerechtigkeit überwiegt? Wenn sie gierig die süßen Früchte ernten, die aus dem Blut der Gefallenen aufgegangen ist?

Natürlich sind sie, die am Fleischwolf kurbelten, na, zumindest im Jahre 37, heute nicht mehr die Jüngsten, sie stehen zwischen fünzig und achtzig und haben ihre besten Jahre sorglos, statt und durchauch komfortabel gelebt: jede gleiche Vergeltung kommt zu spät, kann an ihnen nicht mehr vollzogen werden.

Wir wollen ja auch großmütig sein, wir werden sie nicht erschießen, wir werden sie nicht mit Salzwasser vollschwemmen, nicht mit Wanzen bestreuen, nicht zur "Liegewaage" aufzäumen, nicht schlaflos sie eine Woche lang strammstehen lassen, weder mit Stiefeln sie treten noch mit Knüppeln sie prügeln, noch mit Eisenringen ihre Schädel quetschen, auch nicht wie Postsäcke sie in eine Zelle schichten, einen über den anderen - nichts von dem, was sie getan!

Aber wir sind unserem Land und unseren Kindern verpflichtet, ALLE ZU FINDEN UND ALLE ZU RICHTEN! Nicht so sehr sie zu richten als vielmehr ihre Verbrechen. Zu erreichen, daß es jeder von ihnen zumindest laut ausspricht: "Ja, ich bin ein Mörder und Henker gewesen" Und wenn dieses in unserem Land nur zu einer Viertelmillion von Malen gesagt worden wäre (im Verhältnis, um hinter Westdeutschland nicht zurückzustehen) - vielleicht hätte es schon gereicht?

Unmöglich ist es doch, im 20 Jahrhundert nicht zu unterscheiden zwischen der gerichtlich zu ahnenden Bestialität und jenem "Vergangenen", das wir "nicht aufrühren sollen".

Wir müssen klar und vernehmlich schon die IDEE allein verurteilen, die die Willkür der einen gegen die anderen rechtfertigen! Indem wir über das Laster schweigen und es nur tiefer in den Körper treiben, damit kein Zipfelchen berausragt, säen wir es, und morgen geht es tausendfach auf. Nicht einfach darum geht es, daß wir das nichtige Alter der Henker behüten, indem wir sie nicht strafen, nicht einmal tadeln - wir berauben damit die neuen Generationen jeder Grundlage der Gerechtigkeit.

Darum sind sie so "gleichgültig" geraten, nicht der "Erziehungsschwächen" wegen. Die Jungen merken sich's, daß die Niedertracht auf Erden niemals bestraft wird, indes immer zum Wohlstand führt. Und wie unbehaglich, wie unheimlich wird es sein, in einem solchen Land zu leben!"

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