{"id":2169,"date":"2023-09-28T05:01:41","date_gmt":"2023-09-28T05:01:41","guid":{"rendered":"https:\/\/www.asbest-berlin.de\/?p=2169"},"modified":"2023-10-05T09:00:10","modified_gmt":"2023-10-05T09:00:10","slug":"die-folgen-von-degewos-straffreiheit","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.asbest-berlin.de\/2023\/09\/28\/die-folgen-von-degewos-straffreiheit\/","title":{"rendered":"Die Folgen von Degewos Straffreiheit"},"content":{"rendered":"
Die Degewo genie\u00dft eine Art Immunit\u00e4t und scheint au\u00dferhalb unserer regelbasierten Gesellschaft zu agieren. Obwohl die Degewo \u00fcber Jahrzehnte grob fahrl\u00e4ssig handelte<\/a> und viele Mieter der schrecklichen Asbestgefahr aussetzte, blieb sie bisher weitgehend unbehelligt.<\/p>\n Staatsanw\u00e4lte wie Stefan Heisig<\/a> oder Staatsanw\u00e4ltin Falkenstein<\/a> blieben tatenlos, Dr. Rainer Frank (Degewo Ombudsmann)<\/a> hat sich bisher nicht gemeldet, w\u00e4hrend Richter sich von den manipulativen Argumenten \u00fcberbezahlter Star-Anw\u00e4lte t\u00e4uschen lie\u00dfen. Mietminderungen m\u00fcssen vor Gericht erstritten werden. Die Degewo verh\u00e4lt sich gegen\u00fcber ihren Mietern oftmals:<\/p>\n \"Die Vorstellung von der Gerechtigkeit setzt sich bei den Menschen von alters her aus zwei H\u00e4lften zusammen: Die Tugend triumphiert, das Laster wird bestraft. Wir hatten das Gl\u00fcck, die Zeit zu erleben, da die Tugend zwar nicht triumphierte, aber doch auch nicht immer mit Hunden gehetzt wird. Die Tugend, die geschundene, sieche, darf eintreten heute in ihrem Bettelkleid, in einem Winkel hocken, blo\u00df nicht aufmucken.<\/p>\n Doch wehe dem, der \u00fcber das Laster ein Wort verliert. Ja, die Tugend wurde mit F\u00fc\u00dfen getreten, aber das Laster - war nicht dabei! Ja, Millionen, einige, mehrere, wurden in den Abgrund gefegt, aber schuld daran - war niemand. Und jeder b\u00e4ngliche Anlauf: \"Was ist aber mit denen, die...\" st\u00f6\u00dft allseits auf Vorwurf, f\u00fcrs erste noch wohlwollend: \"Was denn, Genosse!\" Wozu denn die alten Wunden aufrei\u00dfen?\" Sp\u00e4ter auch mit erhobenem Holzhammer: \"Kusch, ihr \u00dcberleber! Das hat man von der Rehabilitiererei!\"<\/p>\n Und dann h\u00f6rt man aus Westdeutschland, da\u00df dort bis 1966 86.000 Naziverbrecher verurteilt wurden - und wir trumpfen auf, wir geizen nicht mit Zeitungsspalten und H\u00f6rfunkstunden, wir brennen darauf, auch noch nach der Arbeit zu einer Kundgebung zu eilen und zu fordern wie ein Mann: \"Auch 86.000 sind zuwenig! Auch zwanzig Jahre sind zuwenig. Weitermachen!\"<\/p>\n Bei uns aber stand (nach Berichten des Milit\u00e4rgremiums beim Obersten Gericht) ein KNAPPES DUTZEND vor Gericht. Will man indessen die 86.000 aus Westdeutschland auf unsere Relationen \u00fcbertragen, dann erg\u00e4be dies f\u00fcr unser Land eine VIERTELMILLION!<\/p>\n Doch auch in einem Vierteljahrhundert haben wir niemanden von ihnen gefunden, haben niemanden von ihnen vors Gericht zitiert, haben Angst, ihre Wunden aufzurei\u00dfen. Und als Symbol ihrer aller wohnt in der Granowskistra\u00dfe 3, der selbstgef\u00e4llige, bornierte, vom Kopf bis Fu\u00df von unserem Blut durchtr\u00e4nkte Molotow und wandert gemessenen Schritts, bis heute von nichts \u00fcberzeugt, zu der am Stra\u00dfenrand wartenden Luxuslimousine.<\/p>\n Ein R\u00e4tsl ist's,\u00a0 nicht f\u00fcr uns Zeitgenossen zu l\u00f6sen: Weswegen ist es Deutschland gegeben, seine M\u00f6rder zu strafen, und Ru\u00dfland nicht? Welch verh\u00e4ngnisvoller Weg steht uns bevor, wenn es uns nicht gegeben ist, die giftige F\u00e4ulnis aus unserem Leib zu schneiden? Was soll dann die Welt von Ru\u00dfland lernen? In den deutschen Gerichtsprozessen geschieht dann und wann etwas Wunderbares: Der Angeklagte fa\u00dft sich an den Kopf, schl\u00e4gt die Verteidigung aus und will das Gericht um nichts mehr bitten. Der Reigen seiner Verbrechen, den sie aus der Vergangenheit herbeizitiert und ihm von neuem vorgef\u00fchrt haben, erf\u00fclle ihn mit Abscheu, sagt er, und darum wolle er nicht l\u00e4nger leben.<\/p>\n Es ist das H\u00f6chste, was das Gericht erreichen kann: wenn das Laster so gr\u00fcndlich verurteilt ist, da\u00df auch der Verbrecher davor zur\u00fcckschreckt. Ein Land, das das Laster sechsundachtzigtausendmal durch seine Richter verurteilen lie\u00df (und es in der Literatur und unter der Jugend endg\u00fcltig verurteilt hat), wird Jahr um Jahr, Stufe um Stufe von ihm gereinigt. Und was bleibt uns?... Irgendwann werden unsere Nachfahren manche aus unserer Generation als Generation von Schlappschw\u00e4nzen bezeichnen. Zuerst lie\u00dfen wir uns wie L\u00e4mmer zu Millionen mi\u00dfhandeln, dann hegten und pflegten wir die M\u00f6rder bis in ihr gl\u00fcckliches Alter.<\/p>\n Was tun, wenn f\u00fcr sie die gro\u00dfe Tradition des russischen B\u00fc\u00dfens unverst\u00e4ndlich und l\u00e4cherlich ist? Was tun, wenn die tierische Angst, auch nur ein Hundertstel von dem erdulden zu m\u00fcssen, was sie anderen angetan, in ihnen jeden Hang zur Gerechtigkeit \u00fcberwiegt? Wenn sie gierig die s\u00fc\u00dfen Fr\u00fcchte ernten, die aus dem Blut der Gefallenen aufgegangen ist?<\/p>\n Nat\u00fcrlich sind sie, die am Fleischwolf kurbelten, na, zumindest im Jahre 37, heute nicht mehr die J\u00fcngsten, sie stehen zwischen f\u00fcnzig und achtzig und haben ihre besten Jahre sorglos, statt und durchauch komfortabel gelebt: jede gleiche Vergeltung kommt zu sp\u00e4t, kann an ihnen nicht mehr vollzogen werden.<\/p>\n Wir wollen ja auch gro\u00dfm\u00fctig sein, wir werden sie nicht erschie\u00dfen, wir werden sie nicht mit Salzwasser vollschwemmen, nicht mit Wanzen bestreuen, nicht zur \"Liegewaage\" aufz\u00e4umen, nicht schlaflos sie eine Woche lang strammstehen lassen, weder mit Stiefeln sie treten noch mit Kn\u00fcppeln sie pr\u00fcgeln, noch mit Eisenringen ihre Sch\u00e4del quetschen, auch nicht wie Posts\u00e4cke sie in eine Zelle schichten, einen \u00fcber den anderen - nichts von dem, was sie getan!<\/p>\n Aber wir sind unserem Land und unseren Kindern verpflichtet, ALLE ZU FINDEN UND ALLE ZU RICHTEN! Nicht so sehr sie zu richten als vielmehr ihre Verbrechen. Zu erreichen, da\u00df es jeder von ihnen zumindest laut ausspricht: \"Ja, ich bin ein M\u00f6rder und Henker gewesen\" Und wenn dieses in unserem Land nur zu einer Viertelmillion von Malen gesagt worden w\u00e4re (im Verh\u00e4ltnis, um hinter Westdeutschland nicht zur\u00fcckzustehen) - vielleicht h\u00e4tte es schon gereicht?<\/p>\n Unm\u00f6glich ist es doch, im 20 Jahrhundert nicht zu unterscheiden zwischen der gerichtlich zu ahnenden Bestialit\u00e4t und jenem \"Vergangenen\", das wir \"nicht aufr\u00fchren sollen\".<\/p>\n Wir m\u00fcssen klar und vernehmlich schon die IDEE allein verurteilen, die die Willk\u00fcr der einen gegen die anderen rechtfertigen! Indem wir \u00fcber das Laster schweigen und es nur tiefer in den K\u00f6rper treiben, damit kein Zipfelchen berausragt, s\u00e4en wir es, und morgen geht es tausendfach auf. Nicht einfach darum geht es, da\u00df wir das nichtige Alter der Henker beh\u00fcten, indem wir sie nicht strafen, nicht einmal tadeln - wir berauben damit die neuen Generationen jeder Grundlage der Gerechtigkeit.<\/p>\n Darum sind sie so \"gleichg\u00fcltig\" geraten, nicht der \"Erziehungsschw\u00e4chen\" wegen. Die Jungen merken sich's, da\u00df die Niedertracht auf Erden niemals bestraft wird, indes immer zum Wohlstand f\u00fchrt. Und wie unbehaglich, wie unheimlich wird es sein, in einem solchen Land zu leben!\"<\/p>\n<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Die Degewo genie\u00dft eine Art Immunit\u00e4t und scheint au\u00dferhalb unserer regelbasierten Gesellschaft zu agieren. Obwohl die Degewo \u00fcber Jahrzehnte grob fahrl\u00e4ssig handelte und viele Mieter der schrecklichen Asbestgefahr aussetzte, blieb sie bisher weitgehend unbehelligt. 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Alexander Solschenizyn beschreibt in seinem Buch \"Archipel Gulag\" die Folgen von Straffreiheit<\/h2>\n
\nWas hinter der Oder und dem Reihn geschieht, das bek\u00fcmmert uns sehr. Aber das Hiesige hinter den gr\u00fcnen Z\u00e4unen bei Moskau und bei Sotschi, aber das Hiesige, das die M\u00f6rder unserer M\u00e4nner und V\u00e4ter auf unseren Stra\u00dfen fahren und wir ihnen den Weg freigeben - das k\u00fcmmert uns nicht, das r\u00fchrt uns nicht an, das hei\u00dft \"im Vergangenen w\u00fchlen\".<\/p>\n