Paul Lichtenthäler (Degewo Pressesprecher) im ARD: "bohr keine Löcher in die Wand, dann kannst du da gut drin wohnen"

Januar 19, 2020
Paul Lichtenthäler bohr keine Löcher

Paul Lichtenthäler ist Pressesprecher der degewo. Vor ein paar Tagen wurde er für das Kontraste-Magazin dazu befragt, warum die degewo es versäumt hat, Mieter über die Asbestgefahr in Mietwohnungen zu informieren.

Als Beispiel wurde unser Fall benannt, welcher ein worst-case Szenario darstellt. Denn wir haben nicht nur die asbesthaltigen Floorflex-Platten entfernt, sondern auch den asbesthaltigen Schwarzkleber heraus gefräst.

Paul Lichtenthäler sein Statement

"Das ist – bei Asbest denke ich immer so, dass ist so eine, so eine Frage der Balance zwischen Hysterie oder Panik oder Unruhe auslösen, nennen wir es Unruhe oder sinnvolle Informationen. Wenn ich den Menschen sage Lasst den Fußboden in Ruhe, bohr keine Löcher in die Wand, halte dich bitte dran, weil, also, dann wenn du das einhältst, dann kannst du da gut drin wohnen. Dann finde ich das ausreichend ehrlich gestanden."

Paul Lichtenthäler, DEGEWO Pressesprecher - Quelle

Ein Freund hörte sich dass and und sagte dazu: "das ist ja unerhört wie er da reagiert, dass ist ja unerhört! Also die degewo, dass ist so dreist, so dumm, ja so frech und gleichzeitig so schmerzhaft. Es ist schön, wie er die degewo da bloßstellt".

Paul Lichtenthäler: eine Frage der Balance

Zuerst erklärt Herr Lichtenthäler die Informationspolitik seines Arbeitgebers in Sachen Asbest. Seine Erklärung unterscheidet sich komplett von dem, was die degewo bisher uns gegenüber und auch gegenüber dem Gericht behauptet hat.

Dem Gericht gegenüber versicherte die degewo, alle Mieter konkret über die Asbestgefahr in regelmäßigen Abständen informiert zu haben. Ja, man habe auch uns informiert (nein, hat man nicht).

Aber nun zurück zu den "sinnvollen Informationen". Also, die degewo will auf der einen Seite keine Panik oder, wie er sich selbst korrigiert, Unruhe verursachen, auf der anderen Seite will man den Mietern "sinnvolle Informationen" bieten.

Man sucht also eine Art Mittelweg. Die degewo hat sich laut Paul Lichtenthäler also bewusst dazu entschieden, Mieter nicht konkret über die Asbestgefahr in Ihrem Zuhause zu informieren.

Was er mit "sinnvollen Informationen" meint, erklärt Paul Lichtenthäler dann gleich im Anschluss.

Mieter sollen sich mit "sinnvollen Informationen" zufrieden geben

"Wenn ich den Menschen sage Lasst den Fußboden in Ruhe, bohr keine Löcher in die Wand, halte dich bitte dran, weil, also, dann wenn du das einhältst, dann kannst du da gut drin wohnen. Dann finde ich das ausreichend ehrlich gestanden." Paul Lichtenthäler, DEGEWO Pressesprecher

Das versteht die degewo also unter "sinnvollen Informationen": Hey, bohr nicht in der Wand herum, "dann kannst du da gut drin wohnen".

Das Berliner Landgericht findet das übrigens nicht ausreichend, siehe: Degewo hätte Mieter schon 1993 über Asbestgefahr informieren sollen.

Ausserdem muss festgestellt werden, dass uns niemand gesagt hat "Lasst den Fußboden in Ruhe", oder "keine Löcher in die Wand" bohren. Ganz im Gegenteil, man hat uns sogar eine "Vereinbarung für bauliche Veränderungen" aufgetischt. Bitte einmal langsam lesen: b a u l i c h e   V e r ä n d e r u n g e n  - in einer asbestbelasteten Wohnung! Bauliche Veränderungen bedeutet Bauschutt. Ja und in der Tat steht in dieser Vereinbarung, dass wir den entstehenden Bauschutt selbst zu entsorgen haben. Die degewo wusste sehr wohl, dass es zu Substanzverletzungen kommen würde.

Aber hier mal eine grundsätzliche Frage, was für eine Wohnung ist das bitte, wo man keine Löcher in die Wand bohren darf? Ich meine, jeder hat in seiner Wohnung oder in seinem Haus schon mal Löcher in die Wand gebohrt. Anders gehts ja nicht, wenn man Regale, Bilder, etc. montieren oder aufhängen möchte.

Ja, wenn die Wand asbestbelastet ist, ist das eine andere Sache, aber dann müssen die Bewohner auch dementsprechend mit konkreten Informationen versorgt werden.

Warum spricht die degewo nicht einfach Klartext?

Überall werden wir auf Gefahren hingewiesen. Jede Zigarettenpackung, ja jeder Wunderbaum hat einen Gefahrenhinweis.

Wunderbaum - Gefahrenklasse GHS07:

Akute Gesundheitsschäden,
Reizung der Haut, der Augen und der Atemwege,
Sensibilisierung der Haut, narkotisierende Wirkungen

Asbest - Gefahrenklasse GHS08:

chronische Gesundheitsschäden (Organschädigungen) bei einmaliger oder mehrmaliger Exposition, krebserzeugende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Wirkungen, Lungenschäden durch Eindringen von Substanzen in die Lunge (Aspirationsgefahr), Sensibilisierung der Atemwege

Und Paul Lichtenthäler findet es tatsächlich "ausreichend", degewo Mieter wie mich mit dem Satz "bohr keine Löcher in die Wand, dann kannst du da gut drin wohnen" vor Asbestbaustoffen in meiner Wohnung zu warnen?

Motoren abstellen, dann kannst du da gut drin parken

In der degewo Garage wurde ich tagtäglich mit folgendem Leuchtschild konfrontiert.

degewo garage lortzingstrasse

"Motoren abstellen, Vergiftungsgefahr". Es ist allgemein bekannt, dass laufende Motoren in der Garage gefährlich sind. Trotzdem wird man in jeder degewo Garage auf die Vergiftungsgefahr ausdrücklich hingewiesen. Das leuchtende Warnschild ist nicht zu übersehen.

Das die Fußböden in einer degewo Mietwohnung asbestbelastet sein könnten, kann man als Mieter jedoch nicht wissen, wenn der Vermieter das verheimlicht. Selber würde man darauf ja nie kommen. Wie denn auch, wenn nicht mal ein Fußbodenleger, ja nicht mal ein Sachverständiger für Fußböden (den wir im Herbst 2018 dazu befragten) weiß, dass diese Vinyl-Platten asbesthaltig sein könnten!

Degewo Logik

Laufender Motor in einer degewo Garage = Gefahr
Renovieren in einer asbestbelasteten Wohnung = keine Gefahr

In der Garage wird konkret auf eine Gefahr hingewiesen, in der Wohnung soll man die Asbestgefahr selber erahnen, nachdem man vom Vermieter eine Erlaubnis für bauliche Veränderungen erhalten hat? Wie soll das denn bitte funktionieren?

Aber vielleicht ist das Schild in dieser degewo Garage einfach nur eine Anomalie. Vielleicht wurde dieser "Fehler" mittlerweile schon korrigiert:

Paul Lichtenthäler Gefahrenschild

"Motoren abstellen, dann kannst du da gut drin parken".

Paul Lichtenthäler hat langjährige Erfahrung im Bereich PR

1998 begann Herr Lichtenthäler seine Karriere in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Architekten- und Stadtplanerkammer in Hessen. 2003 arbeitete Herr Paul Lichtenthäler als selbstständiger PR-Berater. 2015 begann er bei der Bundesarchitektenkammer als Pressesprecher. Demnach scheint Paul Lichtenthäler viel Erfahrung im Bereich PR und als Pressesprecher gesammelt zu haben.

Fazit zum Statement von Paul Lichtenthäler

Wir möchten uns an dieser Stelle auch für das ehrliche (obwohl skurrile) Statement bei Herrn Lichtenthäler bedanken. Denn bisher war die degewo alles andere als ehrlich mit uns. Das unsere Wohnung asbestbelastet ist, erfuhren wir erst durch Zufall, als wir ausziehen wollten. Dann sagte man uns plötzlich, dass wir die Wohnung wegen Schadstoffbelastung nicht weitergeben können. Welche Schadstoffbelastung konkret wollte man uns nicht sagen. Man müsste erst auf alle Schadstoffe dieser Welt testen.

Erst eine Online-Recherche schaffte Klarheit, die degewo wollte uns bis zum Schluss die Asbestbelastung verheimlichen, in der Hoffnung das wir einfach nur ausziehen und Ruhe geben. Deshalb ist dieses Statement von Paul Lichtenthäler so wichtig, es zeigt wie die degewo noch heute denkt.

paul lichtenthäler degewo pressesprecher

  1. "bohr keine Löcher in die Wand, halte dich bitte dran, weil, also, dann wenn du das einhältst, dann kannst du da gut drin wohnen."

    Na klar!

  2. So viel an Gefühllosigkeit und so viel an absoluter Dummheit und vor allem: so viel Menschenverachtung kann nur aus dem Mund des Pressesprechers der degewo kommen.

    Hr. Lichtenthäler sollte bei Hartz IV Bezug eine asbestbelastete Wohnung von der degewo für die nächsten 5 Jahre strafweise beziehen, oder vielleicht bekommt Hr. Lichtenthäler nach seinem gekonnten Auftritt eine Wohnung von seinem (noch) Arbeitgeber, who knows? Er ist ja ohnehin sehr gut informiert, wie man gut in solchen Wohnungen (gesund) überleben kann:"...bohr keine Löcher in die Wand, halte dich bitte dran..., dann kannst du da gut drin wohnen" sein Auto schiebt er sicher schon mit abgestelltem Motor in die Tiefgarage, damit er keine giftigen Abgase einatmen muss; und dann sollten ihn die Kollegen vom Team "Kontraste" nochmal befragen.

    Nun, ob er nach fünf Jahren in so einer verseuchten Wohnung noch immer zynische Aussagen treffen würde... wer weiß.

    Jedenfalls kann man sich bei dem Betreiber dieser wunderbar recherchierten Webseite mehr als nur bedanken, dass er sich so viel Mühe angetan hat, um die Menschen zu informieren! Bravo!!! Die degewo sollte sich ein großes Beispiel an Ihnen nehmen und sollte sie dafür auch finanziell sehr großzügig entschädigen und auch die Stadt Berlin kann sich bei Ihnen und Ihrem Engagement nur BEDANKEN und ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Ihre aufopfernde Informationsarbeit Früchte tragen wird und die Schuldtragenden Personen und Institutionen zur vollen Rechenschaft gezogen werden und mit aller Härte des Gesetzes und für den riesigen Schaden, den sie an Leib und Leben verursacht haben an so vielen Menschen, die hintergagnen und betrogen wurden sind und viele von ihnen noch immer in Unwissenheit gehalten werden, verurteilt werden und für alles bezahlen!

  3. Wirklich unfassbar, was dieser Pressesprecher von der Degewo da zum Besten gegeben hat! Ich hoffe, es werden viele, ganz viele Sammelklagen gegen diese kriminellen Vermieter bei Gericht einlangen, damit diese Gesellschaften und die Menschen dahinter keinen Schaden mehr anrichten können und die Betroffenen entschädigt werden für all den physischen und psychischen Stress, der ihnen mit diesen Lügen angetan wurde. Von den gesundheitlichen Schäden, die wahrscheinlich für viele BewohnerInnen solcher belasteten Asbest-Wohnungen noch in den Jahren kommen werden, kann man nur hoffen, dass es vielleicht in der Zukunft Heilverfahren geben wird, damit sie nicht so sehr leiden müssen. Alles Gute ihnen weiterhin für ihre Arbeit und Gottes Segen!

  4. Und was ist mit den Menschen mit Migrationshintergrund, von denen sehr viele z.B. im Brunnenviertel in solchen degewo Mietwohnungen “gut drin wohnen”? Die haben manchmal auch keine Ahnung was Asbest ist (das habe ich selber miterlebt). Die wollen sicherlich auch mal den Fußboden renovieren, die meisten tun das wahrscheinlich OHNE den Vermieter zu informieren. Diese Menschen kommen oftmals aus Ländern, wo andere Dynamiken herrschen, wo Häuser ohne Baugenehmigung gebaut werden, etc. Warum sollten die den Vermieter auch informieren, bevor Sie so Ihre Wohnung renovieren, wenn Sie es aus Ihrer Heimat nicht gewohnt sind so zu handeln? Wer denkt bitte an diese Menschen? Die Degewo? Herr Lichtenthäler?

  5. In einer Stadt wo Öko und Bio boomt, wo alles mit Blauen Engel zertifiziert sein muss, wo man in vielerlei Hinsicht auf Gesundheit und schadstoffarme Produkte achtet, dürfen Mieter im Unwissen über das Vorhandensein asbesthaltiger Baustoffe (und der damit verbundenen Gefahren) einfach so leben? Was meint Herr Lichtenthäler mit “dann kannst du da gut drin wohnen”? Würde er in so einer Wohnung "gut drin wohnen"?

  6. Ich hoffe es ist allen hier klar dass Asbest nicht Plutonium ist und nur dann gefährlich wenn es beschädigt und ohne Atemschutz eingeatmet wird. Ich habe schon viele Wohnungen renoviert und von privaten Vermietern immer gute Auskünfte bekommen,wenn es mal nicht sicher war wurde beim Bauamt Einsicht in die Akte genommen. DEGEWO ist ein landeseigene Unternehmen und gehört somit allen Steuerzahlern in Berlin die die Verluste ausgleichen dürften. Warum wurden vor Jahren viele dieser Wohnungen an Deutsche Wohnen verkauft? Weil sie in einem schlechten Zustand waren und total überschuldet, hätten man damals über die Asbestgefahr informiert hätten doch viele Mieter die Miete gekürzt oder sich was anderes gesucht und Berlin würde kaum was für die Immobilien bekommen. Es war sicher Absicht. Natürlich ist jetzt mit dem Mietendeckel noch weniger Geld da um eine Asbestsanierung vorzunehmen, also Leute einfach nicht bohren und renovieren dann kann man gut wohnen bei DEGEWO. Wer Ironie findet kann sie behalten.

  7. Asbest ist nicht Plutonium, Sie haben völlig recht. Aber Asbest besitzt ähnliche Eigenschaften wie Plutonium (minus der Radioaktivität). Auch bei der Handhabung gibt es Ähnlichkeiten. Eine Staubmaske ist nicht ausreichend, siehe https://www.youtube.com/watch?v=lJi664HsTpA Man könnte auch argumentieren, dass Plutonium auch nicht gefährlich ist, solange es in einem sicheren Behälter gelagert wird. Niemand würde aber so weit gehen und einen Plutonium-Behälter bei sich Zuhause im Wohnzimmer aufzustellen. Oder würden Sie sich dabei wohlfühlen, wenn Ihre Kinder auf einem Plutoniumfass herumspielen (selbst wenn Ihnen versichert wurde, dass keine Radioaktivität entweicht und das der Behälter absolut sicher ist). Bei asbesthaltigen Baustoffen ist die Situation kritischer, denn die asbesthaltigen Floorflex-Platten sind +35 Jahre alt und in den seltensten Fällen noch intakt. Selbst eine geringe Faserfreisetzung (durch brüchige, bröselnde Platten oder einfach durch Abrieb) gilt als gefährlich.

  8. "Unter einer kriminellen Vereinigung im Sinne der Vorschrift versteht man einen auf Dauer angelegten Zusammenschluss von mindestens drei Personen, dessen Zweck oder Tätigkeit darauf gerichtet ist, Straftaten zu begehen." § 129 StGB

    Tausende Mieter so einer Gefahr auszusetzen ist grob fahrlässig!

  9. Der arme Pressesprecher tut nur das, was sein Arbeitgeber von Ihm verlangt. Man kann nicht von jemanden Empathie erwarten, wenn sein Arbeitgeber empathielos mit Mietern umgeht.

Schreibe einen Kommentar zu Vater Staat Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram